Bereits am Eingang wird der Besucher von einer irritierenden Bewegung an der Wand empfangen, welche sich als die Spiegelung einer Videosequenz an der gegenüberliegenden Wand entpuppt. Sie zeigt Tänzer in Bewegung, doch sind deren Bewegungsabläufe verlangsamt, von Spiegeln gebrochen, von Friktionen im Ablauf gestört.So wie die zeitlichen Abläufe also extrem gedehnt und in ihren Überlagerungen zugleich verdichtet werden, so wird auch die Wahrnehmung des Raumes verunklärt: Durch die leichte Unebenheit der Projektionsfläche entsteht Unschärfe, die Projektion wird durch den Spiegel auf die gegenüber liegende Wand geworfen, und dort ist nicht mehr sicher, ob es sich dabei nun um die Spiegelung oder deren Schatten handelt. Zugleich ist, je nach Standpunkt, der Betrachter selbst Teil der Szenerie. Raum und Zeit sind keine linearen Konstanten mehr, sondern vorläufige Ordnungskategorien, die sich auflösen und stets neu wieder zusammensetzen lassen. …
Franz Schneider aus der Eröffnungsrede zur Ausstellung „Klare Verhältnisse“ in der neuen Galerei Landshut